CampusManagement oder: Wir studieren mit Prozessoptimierung

Zum Wintersemester 2005/06 hat sich das Präsidium der FU mal wieder einen netten Spaß ausgedacht und die Verwaltungssoftware CampusManagement eingeführt. Mit dieser von SAP entwickelten Software sollen Studierende per Knopfdruck ihr Studium organisieren und Lehrende auf selbige Weise die Studienerfolge oder –misserfolge Einzelner kontrollieren können. „Notwendig“ wurde dieses Verwaltungs- und Überwachungssystem , da mit der Einführung von B.A. und M.A. der Verwaltungsaufwand für Module und eine erhöhte Anzahl von Prüfungsleistungen enorm gestiegen sind.

Wo kommt das eigentlich her?

Am OSI und anderen Instituten gab es bereits im Wintersemester 2003/04 den Versuch die Verwaltungsangelegenheiten des Instituts, sprich das Studium unterschiedlichster Menschen zentral über ein Computersystem zu organisieren. Damals hieß das Ganze HIS-POS und wurde als Erleichterung für Studierende und Lehrende gepriesen. Das folgende Chaos führte zum Abschalten der Software, die nicht in der Lage war individuelle Studienverläufe abzubilden.

Was ist anders mit der SAP-Software?

Obwohl die Software für CampusManagement aufgrund erheblicher Eile bei der Einführung mit der heißen Nadel gestrickt wurde, ist das System ausgereifter als HIS-POS. Es bieten sich ganz neue Möglichkeiten der Kontrolle. Nicht nur Prüfungsleistungen werden hier erfasst, sondern auch die Fristen für An- und Abmeldung für Veranstaltungen sowie Abgabefristen für schriftliche Arbeiten. Das wirkliche Neue ist allerdings das Ansinnen all diese Fristen zentral für die verschiedenen Fächer der gesamten Freien Universität zu regeln. Auch die Kapazitätsplanung für Lehrveranstaltungen, d. h. im Klartext die TeilnehmerInnenbegrenzung für Seminare und Vorlesungen sowie die Vergabe von Maluspunkten soll so zentral gesichert werden. Dabei ist die Software natürlich nicht wirklich in der Lage auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Fachbereiche Rücksicht zu nehmen. So groß ist der Unterschied zwischen einem Mathe- und einem Politikwissenschaftsstudium schließlich nicht… Das durchaus sinnvolle Vorhaben, die Überschneidung von Pflichtveranstaltungen in Lehramtsstudiengängen zu verhindern, kann das millionenteure CampusManagement dann leider nicht realisieren. Was das Chaos bei eben diesen Studiengängen sicher verschlimmert. Und zu guter Letzt ist es nicht unwahrscheinlich, das die zentrale Erfassung aller Studierendendaten eine wunderbare Grundlage für das Einfordern von Studiengebühren darstellt. Zumindest wirbt die Firma SAP mit dieser besonderen Funktion auf ihrer Homepage.

Einheitliche Fristen für die ganze Hochschule?

Gibt es derzeit nicht! Die Unileitung hält zwar wider besseren Wissens am akademischen Kalender, der die Fristen für alle Fachbereiche zentral vereinheitlicht, fest. Dabei haben diese Fristen vorerst keine rechtliche Grundlage. Die zentralen Regelungen stehen nämlich in der Satzung für allgemeine Prüfungsangelegenheiten und die wurde im Dezember vom Berliner Senat nicht genehmigt. Es gelten also auch im kommenden Semester noch die Fristen der jeweiligen Institute. Was im OSI ein Anmeldezeitraum bis 2 Wochen in das Semester hinein bedeutet und die Abmeldung aus „persönlichen Gründen“ miteinschließt. Auch die Abgabe von Hausarbeiten war zumindest bisher nicht zu den angedachten Fristen erforderlich. Die Noteneingabe – deren Termin die Abgabefristen rechtfertigen soll – fand wenigstens am OSI erheblich später statt als geplant. Das ist allerdings eine dezentrale Regelung und an anderen Fachbereichen sieht die Sache schon ganz anders aus.

Lernerfolg online abrufbar?

Eben. Durch die digitale Erfassung von Studierendendaten entsteht auch ein erhebliches Problem mit dem Datenschutz. Alle Dozierenden und Verwaltungsmenschen, die berechtigt sind, Noten einzutragen (und das sind nicht wenige), können mit einem Mausklick die gesamte Studienlaufbahn einer/eines Studierenden abrufen. Da fühlt sich mensch schon ein wenig durchleuchtet, oder?!

CampusManagement abschaffen!

AStA und Studierendenparlament kritisieren seit dem relativ späten Bekanntwerden der Einführung von CampusManagement nicht nur die mangelhafte Informationspolitik und den undemokratischen Verlauf des Einführungsprozesses, sondern grundsätzlich da gesamte Projekt. Im Dezember 2005 wurde u. a. für die Abschaffung von CampusManagement eine Woche lang gestreikt. Damit wurden speziell am OSI einige Zugeständnisse hin zu einer dezentralen Nutzung des Programms gemacht. So wurden zumindest den Studierenden an unserem Institut die schlimmsten Regelungen erspart. Bleibt die Frage, ob die Stillhaltetaktik ewig andauert. Die unangenehmsten Funktionen von CampusManagement sid schließlich nicht für immer abgeschaltet und auch die bestehenden Regelungen stehen einem wissenschaftlich sinnvollen Studium entgegen.

Mehr zum Thema:

AG-CampusManagement des AStA

Resolution des 24. Studierendenparlementes der FU Berlin

Eine aktualisierte Anleitung zu CampusManagement

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