Ein Lenzen-Vertrauter soll Präsident der FU werden-
Peter-André Alt hat die größten Chancen- titelt die Berliner Zeitung in ihrer Ausgabe vom 10.03.2010
Der neue Präsident der Freien Universität (FU) Berlin heißt Peter-André Alt – vorausgesetzt, es läuft so, wie es sich maßgebliche Kreise an der FU vorstellen. Der 49-jährige Germanist gilt als aussichtsreichster Kandidat bei der Präsidentenwahl am 12. Mai. Ein interner Kenner der FU schätzte Alts Chancen jüngst auf 80 Prozent. Auch Studentenvertreter glauben, dass alle Zeichen auf eine Wahl Peter-André Alts stehen. Dieser gelte unter Professoren „als wahrscheinlichster Garant dafür, dass der bisherige Exzellenz-Kurs der FU“ fortgesetzt werde, meint Mathias Bartelt, studentisches Mitglied der Kommission für Lehre und Studium der FU. Um die Wahl Peter-André Alts zu sichern, würden bereits jetzt Mehrheitsverhältnisse festgezurrt.
Am 1. März 2010 hat der bisherige Präsident Dieter Lenzen sein neues Amt als Chef der Universität Hamburg angetreten. Der Literaturwissenschaftler Peter-André Alt galt an der FU als einer seiner engsten Vertrauten. Bereits 2008, der plötzliche Rücktritt Lenzens war noch nicht absehbar, wurde er als möglicher Nachfolger gehandelt. Alt hatte an der FU studiert, war bereits mit 35 Jahren Professor in Bochum. 2005 kehrte er als Professor an die FU zurück. Zu seinen vielen Werken gehört eine preisgekrönte große Biografie über Schiller. Zugleich wirke er jugendlich, eher wie ein frischer Privatdozent, heißt es.
Mehr als zehn Bewerber
Die Profilierung der FU zur „Internationalen Netzuniversität“ trieb Alt als Direktor der neuen Dahlem Research School mit voran. Diese ist eine der Säulen, auf denen das Lenzen-Konzept ruht. Es bringt der FU über die Förderung im Elite-Wettbewerb etwa 105 Millionen Euro zusätzlich ein. In der neuen Runde des Wettbewerbs in diesem Jahr muss die FU ihren Status verteidigen.
Wie man aus der Universität erfährt, soll es mehr als zehn Bewerbungen für die Lenzen-Nachfolge gegeben haben. Eine Arbeitsgruppe habe sie gesichtet. Drei Kandidaten sollen nun dem Akademischen Senat (AS) und dem Kuratorium in nichtöffentlicher Sitzung vorgeschlagen werden. Die Gremien haben eigenes Vorschlagsrecht. Namen werden streng unter Verschluss gehalten. Zu den bisher Vorgeschlagenen gehört neben zwei Externen auch Peter-André Alt. „Auf ihn spitzt sich alles zu“, sagt ein Kritiker. Von den 61 Mitgliedern des erweiterten AS müssen 31 für ihn stimmen.
Die Professorenmehrheit soll durch einen Kompromiss zwischen konkurrierenden Professorengruppen im erweiterten Akademischen Senat gesichert werden, behauptet Studentenvertreter Mathias Bartelt. Bisher stelle die stärkste Fraktion – die „Vereinte Mitte“ – den Präsidenten und die 1. Vizepräsidentin. Nun soll offenbar die von der Professorengruppe „Liberale Aktion“ gestellte 2. Vizepräsidentin Monika Schäfer-Korting auf den Platz gleich nach dem Präsidenten aufrücken. Das sei Teil einer Paket-Lösung, mit der man die Präsidentschaft für Peter-André Alt sichern wolle. Wie der SPD-nahe „Dienstagskreis“ sich entscheide, sei aber noch unklar.
Viele FU-Angehörige scheint vor allem die Situation der Universität zu ängstigen. Die Haushaltslage ist schlecht. Man fürchte, dass es bei einem Machtvakuum zu „Kürzungen an der FU, einem Auseinanderbrechen oder einem Zerschlagen der FU durch den Berliner Senat kommen könnte“, sagt Mathias Bartelt. Ähnliche Befürchtungen herrschten bereits in den 90er-Jahren. Von drohenden Kürzungen in Höhe von bis zu zwei Fachbereichen ist seit längerem die Rede.
Studentenvertreter beklagen, dass eine breite Diskussion über die Bewerber und mögliche Alternativen offenbar nicht gewollt sei. Eigentlich habe der im Zuge der Studentenproteste eingerichtete Runde Tisch den Beschluss gefasst, noch vor der Wahl eine große Diskussion über die künftige Ausrichtung der FU zu organisieren.
Berliner Zeitung, 10.03.2010
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Inzwischen hat die umstrittene Sichtungskommission, die aus allen Bewerbungen eine Vorauswahl trifft, 3 Bewerber_innen an den Akademischen Senat weiterempfohlen. Alt ist natürlich dabei, außerdem zwei „Außenseiterkandidat_innen“ (wie der Tagesspiegel behauptet): der FU-Informatiker Raúl Rojas (running-for-president.de) und die Politologin Christiane Lemke von der Universität Hannover.
Den ganzen Tagesspiegel-Artikel giebt es hier