Karneval an der FU? Man möchte es kaum glauben, aber es ist wahr!
Am Rosenmontag (4.2.) geht es rund in Dahlem, und zwar in der Silberlaube vorm Eingang der Philologischen Bibliothek. Erst heute platzte die Überraschung: in einer Rundmail (siehe unten) verkündete die FU einen ganz besonderen Narrenstreich. Nach dem Motto „Wolle mer se reinlasse?“ dürfen nur Studierende mit besonders jecken Forschungsthemen die mit Girlanden geschmückte Bibliothek betreten.
Innendrinn tanzen dann die Narren: König Dieter I. und seine Mitregentin Ursula „Bärchen“ Lehmkuhl laden zum Tanz, die FU-Bigband spielt auf und alles tanzt auf den Tischen. Sowas habt ihr noch nicht gesehen, da müßt ihr dabeisein! Allet weitere über das närrische Treiben erklärt uns die Einladungsmail:
Cc: Dannenberg
Sent: Thursday, January 31, 2008 12:13 PM
Subject: Zugangsbeschränkung Philologische Bibliothek
Sehr geehrte Damen und Herren,
zum Semesterende steigt die Zahl der fachfremden Benutzer in der Philologischen Bibliothek leider wieder so stark an, daß wir uns gezwungen sehen, ab Montag, den 4.2. bis auf weiteres den Zugang zur Bibliothek von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr auf Mitglieder unseres Fachbereichs zu beschränken. Nur so können wir unseren Studierenden, die auf die Nutzung der Präsenzbestände in der Bibliothek angewiesen sind, in der Prüfungszeit angemessene Arbeitsbedingungen ermöglichen.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß wir zu den genannten Zeiten, wahrscheinlich für drei Wochen, vor dem Bibliothekseingang die Studentenausweise kontrollieren und andere Nutzer nach ihrer Fachbereichszugehörigkeit fragen werden. Da die studentischen Hilfskräfte, die diese Eingangskontrolle reihum übernehmen, Sie leider nicht alle kennen, könnten auch Sie um einen Ausweis gebeten bzw. nach Ihrem Forschungsinteresse gefragt werden.
Nicht-Fachbereichsmitgliedern, die tatsächlich mit den Beständen der Philologischen Bibliothek arbeiten möchten, werden wir selbstverständlich weiterhin Zugang gewähren.
Mit der Bitte um Unterstützung für diese Maßnahme
und besten Grüßen
Da kann man nur hoffen, dass Zusammenlegung aller Bibliotheken am Fachbereich Politik und Sozialwissenschaften möglichst bald umgesetzt wird. Denn dann wirds in unserem närrischen Goldfischglas noch kuscheliger. Aber nicht vergessen – am Rosenmontag Einlass nur mit Kölsch und jecken Forschungsthemen! Einige Vorschläge:
-„Willi Millowitsch und die Deutsche Linke – Ein gestörtes Verhältnis“
-„concentric contemplations on contemporary carnival conceptions“
-„Karneval und Performanz an der Spree – Berlin und Cölln im 13. Jahrhundert“
-„Vorstudien zur Implementierung eines `Cluster of contemporary Fastnachts-Studies´ “
-„Kölsch oder Alt? Der Berliner Karneval zwischen zwei Extremen“
-„FU-Berlin und Kölner Klüngel – ein Strukturvergleich zweier in sich geschlossener Eliteherrschaften“
-„Exzellenzcluster vergleichendes Dosenstechen“
In diesem Sinne wird es dann heißen: Kölle Helau, FU Alaaaf – wolle mer se reinlasse??
Vielleicht bringt ihr am Rosenmontag Konfetti, Pappnasen und ein Fässchen Kölsch mit in die Silberlaube, das könnte eine lustige Stunksitzung werden.
Am Faschingsdienstag wird der Spaß natürlich fortgesetzt, Gerüchteweise verteilt dann Professor Emeritus Wolf-Dieter Narr aus dem FB PolSoz den Orden „Wider den tierischen Ernst“ an die Verwaltung des Fachbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften….
…fragt sich nur, ob der Spaß am Aschermittwoch auch vorbei ist…
Wolle mer se noilasse?
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Liebe Leute,
wenn Ihr die Mail, auf die das Ganze hier zurück geht und die ich herum geschickt hatte, vollständig veröffentlicht hättet, würde klar: Nicht Lenzen hat dieses Mal diese Entscheidung getroffen, sondern die Bibliotheksleitung der Philologischen Bibliothek – Frau Diecks – ersucht in dieser Mail den Fachbereich PhilGeist um Zustimmung zur Zugangsbeschränkung. Sie hatte auch mit ihrem Namen unterschrieben. Ich sehe nicht, welcher Anlaß bestand, ihn aus der Mail zu nehmen.
Richtig ist natürlich: Es geht letztlich auf die ganze Lenzensche Politik zurück. In diesem Fall ist aber (noch) nicht er, sondern sind die Bibliotheksleitung und der Fachbereich PhilGeist zuständig. Die (Bibliotheks-) Verwaltung der FU als Ganzes ist außer dem erst mal am Kanzler anhängig, nicht am Präsidium. Theoretisch jedoch kann sich das Präsidium zu jeder Zeit über eine solche Entscheidung stellen.
Liebe Grüße
Mathias
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Jecken entern die Silberlaube
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Auch ein Bibliothekswissenschaftler nimmt sich inzwischen der Sache an und fand rechtliche Bedenken zur Neuregelung:
Die u.a. in einer „Rundmail“ angekündigte bzw. verfügte Maßnahme ist rechtlichen Bedenken ausgesetzt.
Nach § 2 Nr. 2 der Benutzungsordnung für die Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin vom 27. 10. 2004 können „die Informationseinrichtungen und die frei zugänglichen Bestände der Lesesäle und des Zeitschriftenfreihandmagazins … von allen Personen über 16 Jahre ohne Benutzungsausweis benutzt werden.“
Die Philologische Bibliothek der FU Berlin stellt danach eine allgemein zugängliche Informationsquelle im Sinne von Art. 5 Abs. 1 S. 1, 2. Hs. GG dar. Die Frage nach der Fakultätszugehörigkeit und erst recht nach den Forschungsinteressen stellt einen Eingriff in das Grundrecht dar. In der Literatur wird bereits eine Registrierung wegen des mit ihr verundenen Einschüchterungseffekts als Grundrechtseingriff gewertet, vgl. Wendt, in: vonMünch/Kunig, Grundgesetz-Kommentar, 5. Aufl., München 2000, Art. 5, Rn. 27.
Ein Eingriff freilich ist möglich, muß aber nach Art. 5 Abs. 2 GG eine gesetzliche Grundlage haben. In der Benutzungsordnung der Bibliothek ist eine solche Grundlage nicht ersichtlich. Auch ist es fraglich, die Reglementierungen auf ein allgemeines Hausrecht oder ordnungsrechtliche Befugnisse zu stützen.
Quelle:
http://bibliotheksrecht.blog.de/2008/02/06/ausschluss_von_benutzern_in_der_philolog~3688742
Klasse, dass das hier mal thematisiert wird. Sicherlich richtig, an der Sache solltet Ihr dranbleiben. Ich meine, dass ich vor einigen Tagen an anderer Stelle zum gleichen Thema etwas gesehen habe.